
1844 wurde das Amt Telgte gebildet, das aus den Gemeinden
Telgte-Stadt, Telgte-Kirchspiel und Westbevern bestand.
Es gehörte zum Landkreis Münster.
Ein bemerkenswertes Ereignis war die Gründung des St. Rochus
Hospitals durch den Franziskanerpater Christoph Bernsmeyer
(1777–1858). Es wurde 1848 fertig gestellt und hat
sich zu einer modernen Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie
und Neurologie entwickelt.
1887 wurde die Eisenbahnlinie von Münster nach Warendorf
eröffnet, die Telgte an das überregionale Verkehrsnetz anband.
Trotz des allmählichen Übergangs zur industriellen Produktion
blieb aber der Amtsbezirk auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts
bis in die Weimarer Zeit hinein beschaulich und wenig
entwickelt. Ein Glücksfall war daher 1932 die Ansiedlung der
Firma Winkhaus, die Schlösser und Baubeschläge produziert.
Heute ist Winkhaus der größte industrielle Arbeitgeber in Telgte.
Der zweite Weltkrieg war für Telgte ein tiefer Einschnitt. Der
Ideologie des nationalsozialistischen Terrorregims folgend, wurden
die bis zum Ende der dreißiger Jahre in Telgte lebenden
Juden diskriminiert, ihre Synagoge wurde 1938 geschändet und
niedergebrannt. Elf dieser jüdischen Mitbürger und zwei Sinti
fanden in den Vernichtungslagern den Tod. Als Erinnerung und
Mahnung wurde 2013 an der Königstraße eine Stele für die
Opfer des nationalsozialistischen Terrorregims der Öffentlichkeit
übergeben. Als Folge des Krieges verloren mehrere hundert
Menschen aus Telgte ihr Leben. Die materiellen Schäden
und die Zerstörung von Häusern blieben dagegen eher gering.
Durch Evakuierung und Flucht nahm die Bevölkerung im Amtsbezirk
um rund 42 % zu. Die Behebung der hieraus folgenden
Wohnungsnot blieb bis in die 1960er Jahre ein Problem.
Die in den 1970er Jahren durchgeführte kommunale Gebietsreform
betraf auch die drei Gemeinden des Amtes Telgte.
Bereits 1968 kam es zur Fusion von Telgte-Stadt und Telgte-
Kirchspiel zur neuen Stadt Telgte; 1975 erfolgte der Zusammenschluss
mit der Gemeinde Westbevern. Obwohl die Stadt
Telgte eine weitere Zugehörigkeit zu Münster anstrebte, wurde
sie dem Kreis Warendorf zugeordnet.
Seitdem hat Telgte sein Gesicht verändert durch den Bau von
Schulen, die Bereitstellung neuer Wohn- und Gewerbegebiete
sowie die Neugestaltung der Altstadt. Dass auch Westbevern
von Investitionen profitierte, zeigen die Dorferneuerung in
den Ortsteilen Westbevern-Dorf und Westbevern-Vadrup sowie
der Bau einer Umgehungsstraße.
Auch das weithin bekannte Museum Heimathaus Münsterland
und das 1994 eröffnete Krippenmuseum haben neue Wege
beschritten. Das heutige RELíGIO – Westfälisches Museum für
religiöse Kultur – bietet den Besuchern seit April 2012 anschauliche
Antworten auf religiöse Fragen.
© Dr. Rainer Herzog
Blick auf die Kapellenstraße
TELGTE KURZ VORGESTELLT | 7